Für Besucher*innen
Vorwort
„Vergessenen begegnen“ lädt alle Interessierten dazu ein, vergessenen Lebensgeschichten aus der NS Zeit zu begegnen. Dabei ist sie eine der ersten Ausstellungen in Deutschland, die der erst kürzlich anerkannten Opfer- gruppen der sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrechern“ ihre Stimme zurück gibt.
Intention der Ausstellung ist es, über ein „dialogisches Erinnern“ eine persönliche Begegnung mit Aus- gegrenzten der NS Zeit zu ermöglichen und Querverbindungen zu Minderheiten in der Gegenwart
herzustellen. Der informative Charak- ter der einzelnen Stationen ermöglicht eine sachliche Auseinandersetzung. Damit ist die Ausstellung besonders für den Schulbereich geeignet (s. Stationen 5, 6)
Im Zentrum stehen dabei die Lebensgeschichten, denen hier ein Gedenkort zurückgegeben wird.
Station 1 | Erfassung

Durchschreiten wir die erste Station, lösen wir eine Tonspur aus. Der Ton signalisiert uns, dass wir wahrgenommen, »erfasst« wurden, doch es bleibt die Frage – von wem? Und was soll mit dieser Information nun passieren? In der Zeit des Nationalsozialismus wurde auf der Basis gesammelter personenbezogener Daten ein umfassender Vernichtungsapparat aufgebaut. Akribisch wurden Namen, Aufenthaltsorte und andere relevante Informationen dokumentiert. Damit wurde die gezielte Verfolgung bestimmter Opfergruppen und „feindlicher“ Individuen erschreckend einfach.
Station 2 | Festigung der Macht

Nach der Machtübergabe 1933 wurden geltende Gesetze und Verordnungen der Weimarer Ver- fassung aufgehoben. Damit waren die Voraussetzungen zur Verfolgung und Vernichtung verschiedener Be- völkerungsgruppen gegeben. Die Station zeigt eine Auswahl von Ver- fügungen, Erlassen und Gesetzen, die die Grundrechter des Einzelnen einschränkten und den Weg in den Unrechtsstaat aufzeigen.
Es war die Reichstagsbrandverordnung vom 28.Febr.1933, mit der dasb NS Regime zum „Schutz von Volk und Staat“ den Weg in die Diktatur ebnete.
Station 3 | Entrechtet & verfolgt

Mit der Erfassung von Daten aller Reichsbürger und dem Aufbau eines NS Rechtssystems, welches jeden Terrorakt des Staates legitimierte, war ein staatlicher Kontroll-Apparat erstellt worden, durch den Menschen missachtet, ausgegrenzt und verfolgt wurden.
Der Blick in die Schubladen zeigt Beispiele der Entrechtung von Men- schen, die als „asozial“diskriminiert und vernichtet wurden.
Die Karte zeigt eine Übersicht von Erinnerungsorten der lange Verleug- neten. Sie ist ein Angebot, auf diese Gruppen aufmerksam zu machen, auf vergessene oder fremde Namen und Schicksale mit ihren unbekann- ten Hintergründen zu stoßen.
Station 4 | Vergessenen begegnen

Im Mittelpunkt dieser Station stehen Vertreter*innen einzelner Opfergup- pen. Wer waren diese Menschen, die als“asozial“verurteilt und verfolgt wurden? Was für ein Leben führten sie, bevor ihr Glaube, ihre sexuelle Orientierung. Ihre „Rassezugehörig- keit“ sie zum Opfer des NS Regimes werden ließ?
An Tischen werden die einzelnen Lebensgeschichten vorgestellt: Unvollständige Spuren eines Lebens, ergänzt von Dokumenten, offiziellenSchreiben, manchmal Briefen, selten Fotos.
So bekommt der Besucher, die Be- sucherin ein ungefähres Bild einer Person, deren Namen, verbunden mit einer ausweglosen Lebensge- schichte, er jetzt kennt .
Station 5 | Fortlaufende Aufbereitung

In der opferzentrierten Erinne- rungskultur hat sich nicht nur in Westdeutschland nach dem Krieg eine „Opferkonkurrenz“ entwickelt. Minderheiten und nicht-privilegierte Gruppen, zu denen die Asozialen gehörten, wurden erst nach Jahren rechtlich anerkannt.
Mit dem Verweis auf den Stellenwert von Minderheiten in der heutigen Gesellschaft bietet es sich an, be- sonders im Schulbereichs, Lehrpläne weiterführender Schulen-Quer- verbindungen zwischen den unter- schiedlichen Gesellschaftsformen herzustellen, die über allgemeine Verweise hinausgehen.
Station 6 – Zuhören & erinnern

Obwohl die meisten der Opfer des NS-Terrors uns nicht mehr persönlich von ihren Erfahrungen berichten können, können wir denen zuhören, die von ihnen berichten können. In dieser letzten Station können wir uns hinsetzen und den Gesprächen lauschen. Gesprächen, die von eben diesen Menschen und Zeiten berichten, und davon, welche Auswirkungen der Nationalsozialismus noch immer auf unsere Gegenwart hat. Wie wollen wir mit diesem Erbe in Zukunft umgehen und was können wir lernen von den wenigen persönlichen Berichten, die uns noch zur Verfügung stehen?
Für Aussteller*innen
Für Aussteller*innen haben wir eine PDF zusammengestellt, in der Sie alles Nötige über die Elemente der Ausstellung erfahren. Außerdem finden Sie hier konkrete Kontaktdaten der einzelnen Ansprechpartner.